Collage mehrerer kostümierter Darsteller, in unterschiedlichen Szenen
Friedrich Schiller

Don Carlos

Wie kann man Don Carlos für Eilige zusammenfassen? Der folgende Versuch stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Der Thronfolger Don Carlos liebt die Königin Elisabeth von Valois, die mit seinem Vater Philipp II. verheiratet ist. Ursprünglich war sie als Braut für Carlos vorgesehen (beidseitig wurden Briefe geschrieben, Bildchen ausgetauscht, …), aber dann hat der König, plötzlich Witwer geworden, umdisponiert und Elisabeth selbst geheiratet.

Carlos’ einziger Freund Rodrigo, Marquis von Posa, hat einen ehrgeizigen Plan: er will die spanischen Niederlande unabhängig machen und Carlos dafür instrumentalisieren (eigentlich möchte er die ganze Welt unabhängig machen, aber schlau, wie er ist, lässt er die Katze nicht gleich aus dem Sack). Carlos aber ist gar nicht gestimmt für so eine Expedition, er hat tiefsten Liebeskummer und Posa beschließt, auch das für seine Zwecke zu nutzen, indem er gewissermaßen als Postillon d’amour fungiert, was so lange gut geht, bis der König selbst an Posa Gefallen findet.

Philipp II. braucht nämlich einen Menschen, weil man ihn gerade menschlich ausgeweidet hat: sein Beichtvater Domingo und sein oberster Feldherr Alba wollen verhindern, dass der impulsgestörte Carlos allzu viel Einfluss auf seinen Vater bekommt, und schüren das Misstrauen zwischen Philipp und seinem Sohn, indem sie die hoffnungslose Liebe Carlos’ als leidenschaftliche Affäre auslegen, aus der eine Tochter (die Infantin Clara Eugenia) entsprungen sei.

Der König glaubt das sofort – weil er selbst nicht ganz frei von Schuld ist. Er hat einen Seitensprung begangen, mit der Prinzessin Eboli, die ihm im Zuge dieser Begegnung ein paar scheinbar belastende Briefe des Prinzen an seine Stiefmutter aus deren Verlobungszeit ausgehändigt hat. Diese „Beweise“ hat sie natürlich von der Königin nicht bekommen, sondern gestohlen. Und warum? -Ja, wo die Liebe hinfällt: die Eboli ist seit Jahr und Tag in Carlos vernarrt. Da er sich, immer wenn er sie sieht, sehr befangen benimmt, deutet sie diese Zeichen als schüchterne Liebe zu sich. Aber: als Hofdame der Königin trifft man sie nur in deren Gegenwart an, und Carlos’ Verwirrung ist nicht auf Eboli, sondern Elisabeth zurückzuführen.

Eboli, tapfer wie sie ist, lädt Carlos in ihr Schlafzimmer ein – der folgt diesem Aufruf … Doch halt: Eboli war vorsichtig; sie hat Carlos anonym geschrieben. Er ist verliebt genug, Elisabeth ein solches Angebot zuzutrauen und ist leider nicht imstande, sich bei der Eboli taktvoll aus der Affäre zu ziehen. Um ihn noch gefügiger zu machen, zeigt sie ihm einen Brief des Königs (!), in dem der ihr ein unmoralisches Angebot macht. Carlos meint, mit diesem Corpus delicti endgültig die nötigen Argumente zur Eroberung der Königin in Händen zu halten – und die Prinzessin durchschaut ihn dabei. In ihrem Zorn beschließt sie, sich zu rächen und findet in Domingo und Alba mehr als willige Mitstreiter.

Der König hat also die Briefe erhalten, wurde von Alba und Domingo zusätzlich provoziert und sehnt sich nach jemand Unabhängigem, dem er vertrauen kann: Posa, paradoxerweise. Posa, der seine Felle davonschwimmen sieht, versucht zu retten, was zu retten ist: die Eboli muss als Zeugin diskreditiert werden. Zu diesem Zweck beschafft er sich von Carlos Ebolis anonyme Einladung zum Schäferstündchen, was den König (selbst Ebolis Liebhaber) begreiflicherweise stutzig macht.

Ab diesem Zeitpunkt beginnt Posa, größenwahnsinnig zu agieren: er verlangt grenzenloses Vertrauen von allen Beteiligten, gibt aber keine Information bezüglich seines Vorgehens preis. Carlos, der sukzessive zu der Überzeugung kommt, Posa wolle lieber mit dem König als mit ihm arbeiten und habe ihn deshalb verraten, will selbst handeln und die Königin mit Hilfe der Eboli (!) warnen. Bei diesem Versuch steckt ihn Posa kurzerhand - vermittels eines Blanko-Haftbefehls vom König, dessen ganzes Vertrauen er genießt - ins Gefängnis. Nur leider wird das mit den Niederlanden ohne die Legitimation durch den Thronfolger nichts …

Posa, ganz Philantrop, beschließt, sich selbst durch einen verräterischen Brief als Hochverräter zu überführen und Carlos als sein Opfer darzustellen, was seltsamerweise funktionieren würde, wenn Carlos nicht plötzlich das unwiderstehliche Bedürfnis hätte, Posa (den der König postwendend erschießen lässt) zu rechtfertigen. Der König bricht zusammen, Carlos kann diese Situation aber nicht zur Flucht nützen und wird – mitsamt seiner Stiefmutter- vom handlungsunfähigen Vater der Inquisition übergeben.

Zum besseren Verständnis: der Prinz liebt die Königin, die liebt eigentlich nur Posa, was auf Gegenseitigkeit beruht, aber lange nicht eingestanden werden kann, Eboli liebt den Prinzen und wird vom König geliebt (zumindest begehrt), der aber auch seine Frau liebt und Posa – wie einen Sohn. Und zwischen Carlos und Posa besteht – eine Freundschaft. Und wer Posa zum Freund hat, braucht keine Feinde mehr.

Besetzung

Philipp II, König von Spanien Korbinian Groll
Elisabeth von Valois, Philipps Gemahlin Laura Seboth
Alexandra Hauer
Don Carlos, der Kronpronz Mehmet Sözer
Benni Wimmer
Alexander Farnese, Prinz von Parma, Neffe des Königs Flora Matkovits
Infantin Clara Eugenia Johanna Steiner
Herzogin von Olivarez, Oberhofmeisterin Anna Kircher
Marquisin von Mondecar Flora Matkovits
Prinzessin von Eboli Cornelia Presich
Natalie Bialowas
Gräfin Fuentes, Dame der Königin Jaqueline Ding
Marquis von Posa, ein Malteserritter Christoph Radakovits
Herzog von Alba Philipp Sternbach
Graf von Lerma, Oberster der Leibwache Dan Nikolaevskij
Herzog von Medina Sidonia, Admiral Claudia Reissner
Don Raimond von Taxis, Oberpostmeister Cornelia Winkler
Domingo, Beichtvater des Königs Stefan Resch
Der Großinquisitor des Königreichs Karol Felsner
Der Prior eines Klosters Jaqueline Ding
Ein Page der Königin Nadja Weinberger
Don Ludwig Mercado, Leibarzt der Königin Nadja Weinberger
Bühnenbildkonstruktion Cornelia Winkler
Inspizienz Sylvia Winkler
Kostüme Cornelia Winkler
Sylvia Winkler
Regie Cornelia Winkler
Regieassistenz Jana Gurinova
Souffleuse Jana Gurinova
Technische Leitung Benedikt Kittinger
Nuria Vallaster
Technik Philipp Winkler